Durch Coronapandemie veränderte Rahmenbedingungen stellen Reha-Hersteller vor enorme Herausforderungen
Mehr als eineinhalb Jahre Pandemie haben tiefe Spuren im weltweiten Wirtschaftskreislauf hinterlassen: Logistikketten sind unterbrochen. Rohstoffe, Vorprodukte und fertige Waren sind nicht verfügbar oder werden zu deutlich erhöhten Preisen auf den Markt gebracht. Frachtkosten sind ins Unermessliche gestiegen. Reha-Produzenten wie die DIETZ Group stellt das vor enorme Herausforderungen. Sie sehen auch die Kostenträger in der Pflicht.
„Für uns haben sich die Rahmenbedingungen während der Coronapandemie massiv verändert. Die Rohstoff- und Logistikkosten sind geradezu explodiert“, betont Udo Loosen, Geschäftsführer der DIETZ GmbH. Von den Preissteigerungen betroffen sind nahezu alle Rohstoffe und Komponenten, die zur Produktion von Reha-Hilfsmitteln benötigt werden. So haben sich die Einkaufspriese für Kunststoff im vergangenen Jahr um 50 Prozent, für Aluminium um 25 Prozent und für Stahl um 18 Prozent verteuert. Die Versorgungslage mit zentralen Bauteilen wie Halbleiter oder Chips, die für die Steuerungselektronik elektrisch betriebener Hilfsmittel benötigt werden, sei ebenfalls „sehr kritisch“, so Udo Loosen.
Ein weiteres Problem ergibt sich durch die weltweit veränderte Logistiksituation. Nach Angabe von DIETZ beträgt die durchschnittliche Laufzeit eines Containers von Asien nach Europa aktuell fünfzig bis sechzig Tage, anstatt wie in der Vor-Coronazeit 28 bis 35 Tage. Zudem hätten die Preise je Container gegenüber 2020 um rund 800 Prozent angezogen. Erschwerend komme hinzu, dass einzelne Reedereien durch aktiv gesteuerte Unterkapazitäten das Preisniveau dauerhaft hochhalten und so dafür sorgen würden, dass die Frachtraten auch mittelfristig nicht wieder auf das Level der Vor-Coronazeit fielen.Die Situation wirke sich bereits jetzt spürbar auf die Verfügbarkeit von Reha-Produkten auf dem Markt aus.
Dass die gesamte Branche von den veränderten Rahmenbedingungen betroffen ist, zeigt sich in der im vergangenen Jahr gegründeten Initiative „Wir versorgen Deutschland“. Das Bündnis aus maßgebliche Spitzenverbänden und Zusammenschlüssen von Leistungserbringern hat vereint in einem an die Politik gerichteten Dossier bereits zum Jahreswechsel 2020/2021 deutlich und frühzeitig auf die veränderten Rahmenbedingungen hingewiesen und Vorschläge zu – aus ihrer Sicht – notwendigen Korrekturen der gesetzlichen Vorgaben eingereicht, um eine weiterhin qualitative und wirtschaftliche Hilfsmittelversorgung gewährleisten zu können.
„Kostenträger haben Mitverantwortung“
Sofern sich die Rahmenbedingungen nicht ändern, könnten Hersteller Verfügbarkeiten und Lieferfristen künftig „nur mit einer deutlich kostenintensiveren Beschaffung einhalten“, unterstreicht Udo Loosen. Um weiterhin solide wirtschaften zu können, müssten die Reha-Hersteller daher spätestens für 2022 die Preise für Hilfsmittel massiv anpassen. Die Hersteller sähen in diesem Zusammenhang nun die Krankenkassen in der Pflicht. „Unsere Produkte tragen wesentlich dazu bei, die Selbstbestimmtheit und Teilhabe von Menschen mit Bewegungseinschränkungen zu ermöglichen. Die Kostenträger haben eine Mitverantwortung, dass eine sichere Versorgung gewährleistet ist. Die dauerhaft im Vordergrund stehende Suche nach potenziellen Einsparungen muss zurückgestellt werden“, so Udo Loosen. Bereits überfällige signifikante Preiserhöhungen bei Reha-Produkten müssten spätestens zum neuen Kalenderjahr in der gesamten Branche umgesetzt werden.